Die S4-Familie ist seit der Vorstellung des Galaxy S4 im März in New York beachtlich gewachsen. Neben den Varianten Zoom, Active, Google Edition und LTE-A buhlt das S4 Mini um die Gunst der Kunden. Im Vergleich zum großen Original sieht das S4 Mini fast schon winzig aus. Ob es trotzdem genug Größe besitzt, um als eigenständiges Gerät mit einer eigenen Zielgruppe durchzugehen, erfahrt Ihr in meinem Test.
Vom Hardwarebutton unterhalb des Displays über den chromfarbenen Rand ums Gehäuse bis hin zur leicht erhaben platzierten Kameralinse ist das S4 Mini ein typisches Samsung-Handy. Auch die übrigen Anschlüsse und Tasten sind an den gewohnten Stellen: Die Power-Taste auf der rechten Seite ist mit beiden Händen gut zu erreichen, die gegenüberliegende Lautstärkewippe ebenfalls.
Die Verarbeitung ist makellos, lockere Teile, große Spaltmaße oder ungewollte Ecken und Kanten zwischen einzelnen Bauteilen gibt es nicht. Wie immer bei Samsungs Geräten ist aber auch hier die Materialwahl ein Punkt, über den sich vorzüglich streiten lässt. Polycarbonat in Hochglanzoptik trifft nicht unbedingt jedermanns Geschmack, außerdem ist es ziemlich anfällig für Fingerabdrücke. Der abnehmbare Akkudeckel kommt in der schwarzen Variante mit einer silbrig schimmernden Textur, die dem Handy einen Hauch von Discokugel verleiht. Trotzdem: Das S4 Mini fühlt sich gut und wertig an und liegt dank der abgerundeten Rückseite gut in der Hand.
Samsung setzt beim S4 Mini ein Super-AMOLED-Display ein. Der 4,3 Zoll große Bildschirm bietet eine Auflösung von 960 x 540 Bildpunkten, was für diese Größe nicht besonders viel ist (zum Vergleich: Das Sony Xperia P mit 4-Zoll-Display hatte die gleiche Auflösung). Doch bei normalem Betrachtungsabstand ist die Auflösung ausreichend, einzelne Bildpunkte sind kaum zu erkennen, trotzdem fehlt es gerade bei kleinen Schriften etwas an knackiger Schärfe. Die Blickwinkelstabilität ist gut, selbst aus sehr schrägen Blickwinkeln bleiben Farben und Kontraste stabil.
Die AMOLED-Technologie ist für ein tiefes Schwarz und besonders satte Farben bekannt, manche halten die Farben sogar für übersättigt. Das S4 Mini ist da keine Ausnahme, in den Einstellungen kann die Farbsättigung aber angepasst werden.Größtes Manko ist die Bildschirmhelligkeit: Das Display wirkt recht dunkel, und im Direktvergleich mit dem LCD-Bildschirm des HTC One ist der Unterschied deutlich erkennbar.
Das Galaxy S4 Mini kommt mit der aktuellen Android-Software 4.2.2. Von purem Android ist das Smartphone aber dank des Herstelleraufsatzes TouchWiz weit entfernt. Welche Variante man bevorzugt, ist Geschmackssache, einen ausführlichen Vergleich zwischen TouchWiz und Android bietet Euch Nicos Artikel.
Gewöhnungsbedürftig ist vor allem die Aufteilung des Einstellungsmenüs in vier Kategorien. Samsung-Neulinge müssen dadurch mitunter etwas suchen, bis sie den gewünschten Eintrag gefunden haben. Größter Pluspunkt bei TouchWiz sind die zahlreichen Software-Extras, die deutlich über den Funktionsumfang von Googles nativem Android hinausgehen.
Angefangen bei den Schnelleinstellungstasten, die über die Benachrichtigungsleiste aufgerufen werden, haben sich die Samsung-Programmierer viel einfallen lassen. Vor allem die Möglichkeiten der Gesten- und Bewegungssteuerung sind praktisch, wenn sie einmal in Fleisch und Blut übergegangen sind. Im Vergleich zum großen Bruder S4 fehlt zwar einiges, Funktionen wie Air View oder Smart Scroll sind nicht dabei. Doch viele der Software-Extras des S4 wirkten in meinem Testnoch unausgereift, weshalb ich diese beim S4 Mini nicht wirklich vermisse.
Der Prozessor des S4 Mini, ein Snapdragon 400 von Qualcomm, bietet ähnliche Taktraten wie die aktuelle Smartphone-Oberklase. Mit 1,7 Gigahertz liegt er gleichauf mit dem HTC One und noch vor dem Xperia Z. Anstelle von vier Prozessorkernen werkelt im S4 Mini allerdings nur ein Dual-Core-Chipsatz, was sich in der Performance bemerkbar macht. Rennspiele wie Real Racing 3 laufen flüssig, beim Blättern durch den App-Drawer gab es aber immer wieder kleine Ruckler, außerdem reagiert das S4 Mini auf Eingaben generell eher träge und nicht so rasend schnell wie man es von den Top-Modellen gewohnt ist.
Die Kamera ist mit einer Auflösung von 8 Megapixel auf dem aktuellen Stand in ihrer Geräteklasse. Die Bildqualität ist aber leider weniger gut, meine Testfotos im Automatikmodus haben mich nicht wirklich überzeugt, den meisten Fotos mangelte es an Schärfe und an Brillanz.
Die Kamera-Software bietet zahlreiche Extras, wie wir sie auch vom S4 kennen. Funktionen wie "Sound & Shoot", "Nachtmodus" oder "Best Face" ergänzen die üblichen Zusatzmodi wie "Panorama" oder "HDR". Meine Testfotos lieferten leider auch in diesen Extra-Modi keine überzeugenden Ergebnisse.
An die hervorragenden Leistungen der Kamera des S4 kommt das S4 Mini damit überhaupt nicht heran. Für ein Mittelklasse-Smartphone sind die Ergebnisse in Ordnung, mehr aber auch nicht.
Die Akkuleistung des S4 Mini ist mit 1.900 Milliamperestunden (mAh) großzügig bemessen, ein Akkuwunder ist es mit diesen Werten aber nicht. Für ein 4,3-Zoll-Gerät mit Dual-Core-Prozessor ist die Batterieleistung auf jeden Fall ausreichend, um einen Tag normaler Nutzung zu überstehen. Zum Vergleich: Das S4 mit seinem 5-Zoll-Display liegt mit 2.600 mAh derzeit an der Spitze, das Huawei Ascend P6 kommt trotz 4,7 Zoll nur auf 2.000 mAh.
In meinem Test bin ich im WLAN gesurft, habe mein Google-Konto im Hintergrund snychronisiert, drei Runden Real Racing gespielt und eine Reihe von Fotos geschossen. Das Display war dabei stets auf volle Helligkeit geregelt. Am Ende des Arbeitstages betrug die Akkuladung noch rund 50 Prozent. Eine endgültige Aussage über die Batterieleistung kann ich an dieser Stelle aber noch nicht treffen, da unser Testgerät erst noch ein paar Ladezyklen durchlaufen muss, bis es die volle Leistung erreicht hat.
Das Galaxy S4 Mini ist kein besonders günstiges Smartphone. Wie üblich bei Samsung lassen sich die Koreaner nicht nur das Gerät, sondern auch den Namen teuer bezahlen. Mit einem Preis von derzeit rund 440 Euro ist das Smartphone teurer als vergleichbare Geräte.Wer auf der Suche nach einem Schnäppchen ist, wird deshalb mit dem S4 Mini nicht glücklich. Auf der anderen Seite bekommt man für das Geld die beste Hardware in dieser Größenkategorie und ein dickes Softwarepaket.
Das S4 Mini ist vom Format her ein typisches Mittelklasse-Smartphone. Displaygrößen zwischen 4 und 4,3 Zoll finden sich bei aktuellen Android-Smartphones nicht im High-End-Bereich. Mit seinen technischen Daten ist das S4 Mini aber recht nah dran an der aktuellen Smartphone-Oberliga - leider auch mit seinem Preis.
Display: |
4,3 Zoll, 960 x 540 Pixel (256 ppi), Super AMOLED |
Prozessor: |
1,7 GHz Dual Core, Qualcomm Snapdragon 400 |
Arbeitsspeicher: |
1,5 GB Ram |
System: |
Android 4.2.2, TouchWiz Nature UX 2.0 |
Kamera: |
8 MP hinten, 1,9 MP vorne |
Konnektivität: |
WLAN, HSDPA, LTE, Bluetooth 4.0 |
Interner Speicher: |
8GB, 5 nutzbar, durch microSD erweiterbar auf max. 64 GB |
Akku: |
1.900 mAh, austauschbar |
Abmessungen: |
124.0 x 61.3 x 8.9 mm |
Gewicht: |
107 g |
Preis: |
439,90 € (Amazon.de, Stand 04.07.2013) 391,99 € (Amazon.de, Stand 23.07.2013 14:00 Uhr) 384,37 € (Amazon.de, Stand 23.07.2013 21:00 Uhr) |
Das S4 Mini ist nahe dran am Highend-Modell Galaxy S4. In meinem Test zeigte es dann aber doch einige Schwachstellen und Ruckler, die es deutlich vom High-End-Segment trennen. Die schwache Kameraperformance, das dunkle Display und das etwas träge Benutzererlebnis störten mich dabei am meisten. Somit ist das S4 Mini vor allem für die Nutzer, die kein 5-Zoll-Monstrum wollen, aber auf Samsungs "Look-and-Feel" Wert legen und dafür auch bereit sind, den entsprechenden Preis zu zahlen.